Zehn Künstler aus dem Osteuropa zeigen Werke im Rathaus
10.01.1995
Allgemeine Zeitung
Der Reiz liegt in der Vielfalt die Faszination in der künstlerischen und thematischen Breite. Bilder, Plastiken und Installationen finden Platz in der Ausstellung "10x1", in der Künstler aus Osteuropa ihre Werke zeigen, als individuelle Botschaft zur Völkerverständigung. Organisiert wurde die Ausstellung, die noch bis zum Sonntag, 15. Januar, im Rathaus zu sehen ist, vom Zentralverband Deutsche und Osteuropäer e.V. - Zusammenarbeit mit Osteuropa (ZMO).
Der 1971 gegründete Verband hat es sich zur Aufgabe gemacht, Ausländer zu integrieren und die Lebensbedingungen in Osteuropa zu verbessern. "Auf dem besonders geeigneten Weg der Kunst wollen wir Verständigung und Frieden fördern, sowie Unkenntnis und Vorurteile abbauen", erläutert Jutta Hager, die Leiterin des ZMO-Kulturforums. Ziel der zahlreichen Veranstaltungen sei es, den in ihren Augen eher westeuropäischen besetzten Begriff Europa auch auf Osteuropa auszuweiten und an die Stelle der Trennung Verständigung und Zusammenarbeit zu setzen: "Die Künstler, die ihre Sicht der Welt, ihre persönliche und künstlerische Individualität darbieten, haben an diesem Prozess einen unverzichtbaren Anteil."
"10x1" zeigt kein Programm, sondern Individualität. In den Winkeln und Ecken des Rathausfoyers hat jeder Künstler seinen Platz und die Chance, seine eigenen Wünsche zu träumen. Gleichzeitig bietet die Ausstellung den zehn Osteuropäern die Möglichkeit, die individuellen Erlebnisse ihrer gemeinsamen Vergangenheit zu verarbeiten. Und jeder nutzt das Angebot der Verständigung und verwirklicht es durch unterschiedliche Mittel: Plastiken stehen neben Rauminstallationen; Bilder zeigen zahlreiche Stile, Formen und Farben - die thematische Spanne umfasst Vergangenheit und Zukunft, Angst und Hoffnung, Resignation und Schönheit.
In vielschichtigen Farben malt Marina Hartwahn den Menschen. Erna Rybcynski versucht, Natur zu fassen: Flüchtig in Aquarellen oder prägnant in Graphiken erzählt, sie Geschichten von Steinen, Felsen und römischen Säulen. Die Vielfalt künstlerischen Ausdrucks nutzt Jacek Rybczynski. Er zeichnet, schneidet, ritzt und ätzt, um möglichst viele seiner Ideen sichtbar zu machen. Gewaltig und farbstark setzt Artur Bartosik Akzente, während Roman Eichhorn in eine zartpastellene Mystik des Menschen zu ergründen. Mit den malerischen Erinnerungen der Vergangenheit arbeitet, Isolde Hartwahn. Dimitre Vojnovs thematische Reichweite umfasst Alltagsgeschehen genauso wie Phantasiegebilde. Plastische Bilder, reliefartige Telefonkarten zeigt Michael-Josef Paszkan.
Das wohl eindrucksvollste Ereignis sind die "Tränen des Narziss". zwei Rauminstallationen von Michael Wolff: In zahlreichen Spiegeln sieht sich der Betrachter immer wieder, von allen Seiten. Aber in der Vielseitigkeit bleibt, er doch ein einsames Individuum, denn die Aufschrift vor dem Spiegelraum ist deutlich: "Nur einzeln betreten".
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